Hoffentlich bist du auch so begeistert, wie ich es jedes Mal war, wenn mir diese ehrenvolle Aufgabe übertragen wurde und ich gefragt wurde, ob ich Trauzeugin sein möchte. Bevor du jetzt in Panik verfällst, weil du überall hörst und liest, dass du jede Menge Pflichten übernehmen musst – atme tief durch und versetze dich in den Moment zurück, als deine Freundin dich mit glitzernden Augen gefragt hat, ob du ihre Trauzeugin sein willst.
Schmetterling, Gänsehaut, Champagner! Sei beruhigt, du schaffst das! Und ich helfe dir dabei, dass du das Ganze auch noch genießen kannst.
Was sind denn nun die wichtigsten Aufgaben einer Trauzeugin?
Das Langweilige vorweg: zwingend notwendig ist eine Trauzeugin nur bei einer katholischen kirchlichen Trauung. Alles andere geht offiziell auch ohne. Aber wer will das schon und wo bliebe da der Spaß?!
Deine wichtigsten Aufgaben als Trauzeugin
Bevor wir zu den Aufgaben rund um Junggesellinnenabschied und Hochzeit kommen, solltest du wissen, wie du deine Braut emotional unterstützen kannst. Und das sind wohl die wichtigsten zwischenmenschlichen Aufgaben, damit deine Braut und auch du sich wohlfühlen.
1) Sei bedingungslos für deine Braut da.
Mache dir bewusst, dass deine Freundin dich ausgewählt hat, um in der aufregensten Zeit ihrer nahen Zukunft eng an ihrer Seite zu sein. Neben ihrem zukünftigen Mann oder ihrer Frau bist du diejenige, auf die sie sich immer verlassen können will. Die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht und die sie tröstet, wenn sie Zoff mit ihrer Mutter hat, weil die Tante Trude aus Buxtehude und Großonkel Erich auf der Gästeliste sehen will.
Du bist diejenige, deren Rat sie einholen wird, wenn sie sich zwischen zehn nahezu gleich aussehenden Einladungskarten nicht entscheiden kann. Du bist es, bei der sie sich ausheult, weil die Lieblingslocation einfach viel zu teuer ist und du bist diejenige, die ihr das Selbstvertrauen zurückgeben muss, wenn ihre Eltern und Schwiegereltern ihr eine Hochzeit nach deren Geschmack einreden wollen.
2) Berate sie ehrlich und zwinge ihr nichts auf
Es bringt niemandem etwas, wenn du deiner Braut nach dem Mund redest und ihr nicht deine wahre Meinung sagst. Verstehe mich nicht falsch – es geht keinesfalls darum, ihr deine Meinung überzustülpen. Nur, weil du vielleicht selbst schon geheiratet hast und Elemente deiner eigenen Hochzeit als das einzig Wahre ansiehst, heißt das natürlich nicht, dass es für deine Braut genauso gut passt. Versuche nicht, ihr deine eigenen Ideen oder Vorlieben aufzuzwingen, aber sage ihr dennoch deine Meinung, wenn sie dich danach fragt.
Findest du die orangefarbene Einladungskarte hässlich, weil alles Orangefarbene einen Brechreiz in dir auslöst? Nun, darum geht es aber nicht. Überlege, ob das Orange zu deiner Braut und ihrem zukünftigen Ehemann bzw. ihrer Ehefrau passt. Und sage ihr vor diesem Hintergrund deine Meinung. Sie fragt nicht, ob du es genauso machen würdest, sondern wie du es für sie findest.
3) Zeig ihr, wie sehr du dich mit ihr freust
Nein, das ist nicht logisch. Vielleicht wird es bis zur Hochzeit Zeiten geben, in denen du beruflich oder privat sehr gefordert bist und es dir eigentlich herzlich egal ist, ob die Blumendeko nun eierschalenfarben oder hellgelb ist. Für sie ist es aber wichtig, und in diesem Moment bedeutet ihr deine Entscheidungshilfe die Welt. Mach dir bewusst, dass diese Phase nicht ewig anhalten wird und dass du an ihrer Stelle bestimmt genauso aufgeregt wärst. Gut, nicht alle Bräute sind so – vielleicht hast du ja eine maximal entspannte Brautfreundin; aber falls nicht:
Mit wem besprichst du lieber deine Lieblingsthemen? Mit jemandem, der den Eindruck macht, als belästigst du ihn oder mit jemandem, der auch von sich aus das Thema anschneidet und der sich ehrlich mit freut? Na eben. Also weißt du, wie du dich am besten verhälst. Mach ihre Freude zu deiner Freudeund zeig ihr immer mal wieder, wie sehr du Verständnis hast und dich für sie und auf ihre Hochzeit freust.
4) Sei dir sicher, dass du ihre Trauzeugin sein willst – oder zögerst du, weil …
… du total neidisch auf deine Freundin bist und dich einfach nicht freuen kannst?
Überlege, warum du neidisch bist, obwohl du deine Freundin liebst? Vielleicht, weil sie deine bisher unerfüllten Wünsche erleben kann? Sehnst du dich auch nach einer solchen Beziehung oder bist du traurig, weil dein Partner dir immernoch keinen Heiratsantrag gemacht hat, obwohl du es dir so sehr wünscht?
Mach dir Folgendes klar: das eine ist das Leben deiner Freundin und das andere ist dein Leben. Sie kann nichts dafür, dass deine Wünsche sich noch nicht erfüllt haben bzw. ist sie nicht Schuld daran. Und sei dir sicher – an deiner Situation wird sich auch nichts ändern, nur weil du deiner Freundin ihr Glück nicht von Herzen gönnen kannst. Deswegen hast du die Wahl: du gibst dich deinen negativen Gefühlen hin oder du machst dir klar, dass das eine Leben nicht das andere Leben ist und besinnst dich darauf, deiner Freundin zur Seite zu stehen. Was würdest du dir für deine eigene Hochzeit wünschen? Dass deine Trauzeugin sich ehrlich mit dir freut oder dass sie eine Schnute zieht und dir dein Glück missgönnt?
… weil du heimlich in den Bräutigam verliebt bist?
Du kannst dir selbst eingestehen, dass du den Bräutigam deiner Freundin liebst? Respekt: Du hast schon einen entscheidenen Schritt getan. Sei stolz auf dich, dass klar weißt, was niemand verstehen würde. Bitte sei im nächsten Schritt so ehrlich und sage deiner Freundin, dass du nicht ihre Trauzeugin sein kannst. Wenn du nicht den wahren Grund erzählen willst, um eure Freundschaft nicht zu gefährden, dann sage ihr, dass du dir das Amt nicht zutraust (was ja nicht gelogen ist). Es ist keine gute Idee, trotz deiner Gefühle für den Bräutigam, ihre Trauzeugin zu sein. Auch wenn du es dir noch so sehr vornimmst, du wirst diese Gefühle nicht kontrollieren können. Du wirst deine Freundin niemals uneigennützig beraten können. Du wirst Braut und Bräutigam keine kleinen Überraschungen bereiten können und nicht ihre Liebe feiern können. Es wird nichts. Glaube mir. Tue dir selbst und allen anderen den Gefallen und lass es. Es tut mir wirklich von Herzen leid, dass du unglücklich verliebt bist; aber bitte sorge dafür, dass nicht auch noch deine Freundschaft unglücklich wird, indem du deiner Freundin die Hochzeit verdirbst und ihr Vertrauen missbrauchst.
… weil du die Institution der Ehe bescheuert findest?
Ich mache es kurz. Geschmäcker sind verschieden und das ist gut so. Du findest Heiraten blöd, aber deine Freundin offensichtlich nicht. Stelle dich selbst in den Hintergrund und lass dich darauf ein, ihr in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und wer weiß – vielleicht erfasst dich der Zauber ja doch.
5) Sei ihr Fels in der Brandung
Deine Freundin wird ausrasten. Sie wird unlogische Dinge tun oder verlangen. Sie wird unglaublich nervös sein, vielleicht sogar an ihrer Entscheidung zweifeln, sie wird weinen, hysterisch lachen und alles umplanen. Sei da. Selbst wenn deine Braut keine typische Brautzilla ist: sie wird dich mindestens einmal zum Wahnsinn treiben. Das ist vollkommen normal und hat nichts mit ihrem allgemeinen Geisteszustand zu tun. Sie ist schlicht und einfach nervös vor ihrem großen Tag und allen Augen, die auf sie gerichtet sein werden. Ihre Deko, ihr Menü, ihre Musikauswahl – alles bietet vielfältigen Gesprächsstoff für ihre Gäste und selbstverständlich möchte sie, dass ihre Hochzeit in guter Erinnerung bleibt.
Du kannst in solchen Momenten den Fokus darauf lenken, dass sie und ihr Bräutigam in erster Linie das Fest so gestalten sollten, dass es IHNEN gefällt. Ob Großtante Hedwig mit den Vorspeisen wirklich einverstanden ist, ist ehrlicherweise nicht die höchste Priorität. Das Brautpaar soll sich wohlfühlen und sich gerne an diesen Tag zurückerinnern.
6) Verteidige die Wünsche des Brautpaares
Verteidige ihre Wünsche vor nörgelnden Verwandten oder Freunden und unterstütze sie höflich, aber bestimmt. Üblicherweise werden die Trauzeugen entweder direkt in der Einladung durch das Brautpaar als Ansprechpartner genannt oder die Trauzeugen schreiben die Gäste selbst an.
Sei darauf gefasst, dass viele Gäste Sonderwünsche und tolle Ideen für Spiele und Überraschungen unbedingt durchsetzen wollen. Es ist daher eine gute Idee, wenn du dich vorher bei dem Brautpaar genau informiert hast, was sie möchten und was auf gar keinen Fall für sie geht. Beispielsweise finden einige Paare die üblichen Spiele absolut schrecklich – deine Aufgabe ist es, den Gästen höflich und bestimmt klar zu machen, dass Spiele nicht gewünscht sind und auch ansonsten die Richtlinien des Brautpaares durchzusetzen. Das klingt schrecklich? Ist es nicht. Du wirst hier im Laufe der Zeit einige Tipps und Tricks finden, wie du mit schwierigen Gästen umgehen kannst.
Du hast alle diese Aufgaben verinnerlicht?
Prima, kann es ja weitergehen. Mit Hilfe der großen Checkliste für die Aufgaben einer Trauzeugin kannst du dir einen Überblick darüber verschaffen, womit du deinem Brautpaar helfen und wie du sie überraschen kannst.